Temporäre Ausstellung vom 9. Oktober 2020 bis zum 21. Februar 2021
Eine neue Welt
2020 jährt sich die Geburt Christoffel Plantins zum 500. Mal. Der andere berühmte Christoffel – Kolumbus – hatte dreißig Jahre zuvor die „Neue Welt“ entdeckt. Diese Welt mag für die Entdecker neu gewesen sein, für die Völker mit ihren reichen Kulturen, die dort seit Jahrhunderten gelebt hatten, war sie alt.
Die 'Entdeckung Amerikas' war ein Ereignis, das das kulturelle, wissenschaftliche und philosophische Klima des 16. Jahrhunderts geprägt hat. Westeuropa kam mit exotischer Fauna und Flora, mit nie gehörten Sprachen und unbekannten Bräuchen in Berührung. Diese Dinge trafen auf viel Gegenliebe, weil gleichzeitig neue künstlerische Methoden und Techniken ausprobiert wurden. Neue Märkte und Handelswege wurden erschlossen, neue Philosophien (und die Wissenschaft war damals noch 'Naturphilosophie') brachten neue Fakten und Argumente vor, neue literarische Gattungen erblickten das Licht der Welt.
Die Druckkunst, in der Plantin eine große Rolle spielen sollte, wurde zum Medium der Aufregung, die durch all diese neuen Dinge geschürt wurde. Sie waren Gesprächsthema und spielten eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen Vorstellung in einem Jahrhundert, in dem das Staunen über das sogenannte 'Neue' den Ton angab.
Nova reperta
Diese Aufregung und ebensolche Begeisterung zeigen sich auch in der Druckreihe, die der Brügger Johannes Stradanus 1590 in Florenz anfertigte und mit der er auf ein Jahrhundert der Innovation zurückblickte. Die Nova Reperta war eine bunte Sammlung all dieser Neuheiten.
Stradanus bietet auf 20 'Schnappschüssen' einen Einblick in die enormen politischen, sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Umwälzungen, die stattfanden und deren Auswirkungen noch heute zu spüren sind.
Entdecken Sie die Serie aus zwanzig Drucken.
Diese Druckreihe voller Allegorien, Mythen und Anspielungen wurde von Philips Galle in Antwerpen gedruckt. Diese Tatsache allein veranschaulicht, wie sich die Welt schon damals globalisiert und der Güter- und Informationsverkehr internationalisiert hat. Dabei spielte Antwerpen eine zentrale Rolle. Nicht weniger als 80 % des gesamten Seehandels der Niederen Länder lief über Antwerpen. Die Stadt war ein Knotenpunkt für Neuigkeiten und Wissen. Das war der Nährboden für Plantin, der für über die Hälfte der gesamten Produktion wissenschaftlicher Arbeiten im 16. Jahrhundert verantwortlich zeichnen sollte.
Innovatives 21. Jahrhundert
Die Serie aus zwanzig Drucken leistet 500 Jahre später wertvolle Dienste als Linse für einen Blick auf unsere eigene Zeit. Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts nimmt die Innovation kein Ende. Die neu zu entdeckenden Dinge stammen jetzt aus einem breiten Spektrum. Vom Allergrößten (dem Kosmos) bis zum Allerkleinsten (subatomare Higgs-Teilchen).
Es is nicht Alles gold was glänzt
Nicht jede Entwicklung ist vorteilhaft. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Auch im 16. Jahrhundert gelangte man an die Grenzen des Wissens und der technologischen Möglichkeiten. Die Unterdrückung und Sklaverei der damaligen Zeit haben sogar noch Auswirkung auf die Ökosysteme und Völker von heute. Die Erderwärmung ist die letzte Folge der globalen Expansion, die damals ihren Anfang nahm. Das rückt Innovation in ein anderes Licht. Unser Wissen ist in den letzten hundert Jahren exponentiell gewachsen. Genau wie die Erkenntnis, dass gleichzeitig auch die Zahl der unbeantworteten Fragen zugenommen hat.
Eine moderne Nova Reperta?
Welche zwanzig Bilder würden wir im Jahr 2020 zusammentragen, um die Innovationen in Wissen oder Technologie, in Philosophie oder Wissenschaft zu veranschaulichen? Damit die Menschen im Jahr 2520 darin erkennen können, worüber wir heute so erstaunt oder begeistert sind?