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foto: Victoriano Moreno

Mysteriöses Familienstück

Nachkommen der Familie Moretus haben dem Museum Plantin-Moretus vor kurzem ein bemerkenswertes Familienstück geschenkt. Es wäre respektlos, es als einen bemalten Cricketschläger zu bezeichnen. Die Funktion des Gegenstands ist und bleibt jedoch ein Rätsel.

Der Griff des Gegenstands ist mit Schleifen und Glöckchen verziert, das flache Blatt hat über fast die gesamte Länge vier laterale Sägeschnitte. Die identische Bemalung auf der Vorder- und der Rückseite des flachen Blattes verweist auf Balthasar Moretus als „Prinz” des Jahres 1638. Außer der Plantiner Druckermarke mit dem Zirkel und dem Motto der Familie Moretus „stella duce” befindet sich in der Bemalung auch der Spruch „teghen Godt geen ghewelt” (gegen Gott keine Gewalt). Alle diese Elemente verweisen auf eine zeremonielle Funktion des Gegenstands. Aber für welche Zeremonie wurde dieser mysteriöse Gegenstand verwendet? Das Museum Plantin-Moretus hat sich schon einmal eine mögliche Funktion ausgedacht.



 

Zeremonielle Pritsche oder Klatsche

Bei dem Gegenstand könnte es sich um eine zeremonielle Pritsche oder Klatsche handeln. Der Prinz der „Kapelle“ der Plantiner Druckerei benutzte dieses symbolische Züchtigungsinstrument bei der Einweihungszeremonie neuer Gesellen. Nach einer Probezeit von einem Jahr und 6 Wochen wurden die neuen Drucker und Letternsetzer in einer obligatorischen Taufezeremonie „befreit”. Die befreiten Gesellen wurden in die Arbeitnehmerorganisation der Plantiner Druckerei aufgenommen. Diese Organisation mit dem Namen „Kapel” (Kapelle) sorgte anstelle des Meisters für Zucht und Ordnung in der Druckerei. Außerdem erhielten kranke Gesellen aus der Krankenkasse der „Kapelle” eine Unterstützung. Die freien Gesellen wählten jedes Jahr unter den Kollegen einen Prinzen an die Spitze der „Kapelle”.

Der Prinz leitete mit seiner wunderbar verzierten Klatsche die „Befreiungszeremonie”. Danach strömte auf Kosten der Neulinge reichlich Bier. Beim Singen des Taufliedes schlugen die Taufpaten die neuen Gesellen mit der Klatsche und begossen sie mit Wasser: „Een nieuw Liedt soo heffen wy aen, Wy willen hier een de Brits gaen slaen … Hier gieten die Peters water ende gheven den Naem” („Ein neues Lied wir heben an, wir möchten hier einen mit der Klatsche schlagen … Hier gießen die Paten Wasser und geben ihm den Namen”)
 

Aufruf

Haben Sie vielleicht eine überzeugende Erklärung für diesen mysteriösen Gegenstand? Kennen Sie einen gleichartigen Gegenstand?

Teilen Sie es uns mit, wir sind sehr neugierig auf Ihren Beitrag zur Lösung dieses Rätsels.

 

Museum Plantin-Moretus

Unesco werelderfgoed

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